Tag Sechs (Donnerstag, 9. August): Schon wieder Geburtstag, heute sogar ein runder: Sopran Lena wird 20 und darf heute Königin (litauisch „Karalena“) sein. Sie darf auch das Konzertprogramm für heute aussuchen, was vor allem ungewöhnliche Solistenkonstellationen nach sich zieht. Eine aufregende Probe wird das also an diesem Vormittag – nicht nur dadurch, sondern auch durch zwei Gaststars, die heute bei uns einsteigen: Matas und Paulus Kairys, 8 und 7 Jahre alt, fanden das Konzert am Dienstag so mitreißend, dass sie auf der Cajón mitspielen möchten. Zwei passende Stücke sind schnell gefunden, und die beiden Jungs machen sich ganz prima.
Zu Mittag lernen wir ein weiteres litauisches Gericht kennen: Die Zemaiciu Blynai schmecken uns ganz ausgezeichnet. Danach brechen wir zu einer kleinen, interessanten Runde auf. Erste Station ist die Kirche von Skirsnemune, die auch durch die Sowjetzeit hindurch kirchlicher Anlaufpunkt geblieben ist. Im Altarraum finden wir alle Bibelverse auf litauisch und deutsch, wundern uns über die bildliche Darstellung Gottes über dem Altar und erfahren, was hinter den ausgesprochen bunten Bildern steckt, die überall in der Kirche angebracht sind. Für Skirsnemune haben wir auch eine Spende „im Gepäck“, die das pommersche Gustav-Adolf-Werk (von dem zwei Mitglieder im Chor mitsingen) für das dortige Kinder- und Jugendzentrum mitgegeben hat. Mindaugas erzählt, wie es zu dieser diakonischen Einrichtung überhaupt gekommen ist – ein weiterer Einblick in die vielseitige Arbeit der Kirche vor Ort.
Seit wir in Siebenbürgen auf die Idee gekommen sind, uns irgendwann in ferner Zukunft eine „GKNO-Burg“ zuzulegen (die es uns natürlich ermöglichen würde, das ganze Leben als eine einzige Chorfahrt zu gestalten ? ), kommt keine Chorfahrt ohne Burgen-Tour aus. Und natürlich werden wir auch in Litauen fündig. Noch nicht in Panemunes pilis, wo wir uns aber das Eis gut schmecken lassen und die Kunstausstellung bewundern. Aber dann in Raudone sind wir uns schnell einig: Die wär’s! Die Sportlichen erklimmen den hohen Turm und planen von oben gleich, wie wir das Gelände nutzen könnten (vor allem, wo die GKNO-Ziegenherde hinkommen soll!). Die Schulräume finden einerseits nur mäßig Zustimmung, andererseits haben wir inzwischen so viele Lehrer im Gospelkombinat, dass eine intensive Nutzung schon gewährleistet wäre… Am allerschönsten ist aber der überdimensionale Holzthron im Park, den wir gleich für ein ausführliches Fotoshooting nutzen.
Voller schöner Zukunftsträume machen wir uns auf den Weg nach Skaudvile, unserem heutigen Konzertort. Dort wartet gleich ein Abenteuer im Garten: Das Häuschen, das einige von uns gerne ganz schnell aufsuchen würden, lässt sich nicht öffnen. Die freundliche Kirchenmitarbeiterin, die uns zu Hilfe eilt, verschleißt zwei Messer bei dem Versuch, sie aufzuhebeln. Wie Tenor Lars das Problem schließlich gelöst hat, bleibt sein Geheimnis – aber alle sind erleichtert, dass ihm das gelungen ist.
Die nächste Herausforderung ist eher klimatischer Art: Die Temperatur in der Kirche übertrifft sogar die in Korneuburg, wo unser Auftritt von 2014 als „Saunakonzert“ in die GKNO-Annalen eingegangen ist. Trotzdem gelingt das Konzert gut – auch die Uraufführung von „Rock my Soul“, die nicht weniger gut läuft als die Premiere von „Wade in the Water“ in Batakiai. Und nachdem uns in Batakiai die zuständige Parlamentarierin mit netten Worten und Schokolade beschenkt hat, freuen wir uns diesmal über den freundlichen und leckeren Dank von Bürgermeisterin und Landrat. Schnell tragen wir all die Gaben von ihnen und aus der Kirchengemeinde zu unseren Autos und fahren bzw. laufen zu einem nahegelegenen Restaurant. Dort ist es nicht nur schön kühl, es wartet auch ein großartiges mehrgängiges Essen auf uns. Im eleganten Garten des Restaurants gibt es noch ein kleines Fotoshooting, danach rollen wir (in jeder Beziehung…) zurück nach Girdziai und naschen uns unter dem Sternschnuppenhimmel durch all unsere leckeren Geschenke.