Tag Minus Eins (11. Juli)
Heute sind wir ganz kreativ. Beschwingt vom Frühstück auf unserer wunderschönen Ferienhausterrasse entwerfen wir unterwegs erst mal eine Problemkerzen-App, finden einen ungarischen Geocache (Länderpunkt!) und behelfen uns mit extravaganten Kostümierungen, als pünktlich beim Eintreffen an unserer ersten Tagesstation ein Regenguss losgeht. Zwischen Wind und Wetter bestaunen wir eine orthodoxe Holzkirche (typisch für die Maramuresch im Norden Rumäniens, die wir heute durchqueren) und spazieren dann durch den „Lustigen Friedhof“ von Sapanta, dessen bildreiche und individuelle Grabsteine bestimmt noch lustiger wären, wenn wir Rumänisch könnten. Einkehren wollen wir eigentlich auch und freuen uns an der Freundlichkeit dreier Restaurantgäste, die spontan ihren großen Tisch räumen, als unsere siebenköpfige Gruppe sich suchend umsieht. Bedient werden wir dann leider nicht. Aber so „sprachwissenschaftlich“, wie wir gerade sind, bietet auch die rumänische Speisekarte viel Unterhaltungspotential: Die Wichtigkeit rumänischer Sonderzeichen leuchtet spätestens dort ein, wo das „Snitel“ dank Cedille am t als Schnitzel erkennbar wird (über die Verwechslungsmöglichkeiten wollen wir uns gar nicht weiter auslassen!)… und die zunächst rätselhaft bleibende Placinta regt uns zu innovativen Überlegungen über mögliche Zusammenhänge zwischen Palatschinken (österreichisch für Eierkuchen) und Placenta an. Autsch. Zum Glück springt irgendwann doch die Übersetzungs-App an und klärt uns auf: Es handelt sich einfach um eine Pastete.
Die Maramuresch wimmelt von Störchen. Von Serpentinen auch, aber davon wollen wir die arme Caro lieber ablenken. Zum Glück gibt es auch sonst viel zu sehen. Wunderschöne holzgeschnitzte Tore. Dörfer, die aussehen wie aus der Zeit gefallen. Nette Leute, die uns von ihren Pferdefuhrwerken aus zuwinken. Durch den Kleinbus knallen ständige Hinweise auf „Tor!“, „Storch!“, „Huhn!“ (war leider ein Hund, Robert!) oder anderes – und Frank büßt bei dem Versuch, ein besonders tolles Tor zu fotografieren, sein Fototäschchen ein. Runtergefallen und prompt überfahren.
Von der Maramuresch geht es in die Bukowina – zwei Kulturlandschaften, deren jeweils nördlicher Teil heute in der Ukraine liegt. Jetzt schlägt die Stunde unserer heutigen Königin Nicole, deren Vorfahren aus der Bukowina kommen und die jetzt viele, viele Fotos für österreichische wie amerikanische Verwandte zu schießen hat. Abenteuerliche Hängebrücke, Leute auf der Hängebrücke, Gospelkombinat auf der Hängebrücke. Häuser mit möglicher k.-u.-k.-Geschichte, Säulen, Brunnen. Wir staunen über reichverzierte Bauernhäuser und Brunnenhäuschen, unheimlich langgezogene Dörfer und… naja… sehr stark sozialistisch überformte Kleinstädte. In Gura Humora finden wir nach mehreren unfreiwilligen Runden durch die Stadt ein nettes Restaurant, probieren regionale Köstlichkeiten und erschließen und bei einem spontanen Faktencheck die Maßeinheit für die Schärfe von Speisen: Scoville.
Für die eigentlich noch anvisierten „kleinen Umwege“ zu ein bis zwei Moldauklöstern ist es inzwischen leider zu spät. Aber unser Hotel in Suceava ist schön. Gute Nacht allerseits!