Tag Drei (Montag, 6. August): Bye bye Riga – auf nach Litauen! Gleich um 8 Uhr morgens macht sich die Neigungsgruppe Vilnius auf den Weg – nicht ohne vorher sämtliches Gepäck strategisch auf die verschiedenen Fahrzeuge verteilt zu haben. Während der größere Teil der Gruppe noch einen gemütlichen Vormittag in Riga verbringt, freuen sich die Vilniusfahrer über ein schnelles Vorankommen auf guten Straßen und ein kurzes Erfrischungsbad in einem See.
Vilnius präsentiert sich als wunderschöne Barockstadt, was alle begeistert. Nur Chorleiterin Nicole, durch den österreichischen Katholizismus übersozialisiert, wird ihre Barocksperre nicht los. Im Gewirr malerischer Gässchen entdecken wir ein Restaurant, das durch sein Wappentier sofort alle Sympathien auf sich zieht: ein Eisbär, bei dieser Hitze! Auf der Speisekarte des „Lokys“ finden wir viele Überraschungen. Hier gibt es nicht nur Buchweizen, Linsen, Biber und „Spielschnitzel“ zu essen, sondern auch viele spannende Erklärungen zur litauischen Küche einst und jetzt. Besonderen Anklang finden der erfrischende Borschtsch mit Kefir und der leckere Ziegenkäse, den Fachfrau Caro zur Verkostung in kleinste Stücke schnippelt. Einigermaßen erfrischt ziehen wir weiter in Richtung Sehenswürdigkeiten. An der Universität entziffern wir eine Bronzetür mangels Litauischkenntnissen anhand der Bilder (einigermaßen zutreffend, laut späterer Reiseführerlektüre), bestaunen die Johanneskirche und die klassizistische Kathedrale St. Stanislaus samt schiefem Turm. Ein ungewöhnlicher Buchladen zieht uns in seinen Bann, an einem Woll-Laden gehen zwei unserer Stricknadel-Aficionadas fast verloren.
Der Rest der Gruppe wird per Messenger über alle Entdeckungen auf dem Laufenden gehalten und revanchiert sich mit bildlichen Eindrücken vom Berg der Kreuze. Diese Wallfahrtsstätte der besonderen Art liegt auf der Direktstrecke und beschert den Reisenden nicht nur erste Eindrücke vom litauischen Katholizismus, sondern auch Begegnungen mit mehreren deutschen Reisegruppen.
Aus unterschiedlichen Richtungen treffen wir schließlich in Jurbarkas ein und bekommen dort auch noch Verstärkung von Sopran Lisa, die per Bus angereist ist. Und dann kommt ein Willkommen, wie man es sich schöner, warmherziger und leckerer nicht vorstellen kann: Mindaugas Kairys und seine Frau Laura, selbst gerade erst von einer Singwoche zurückgekehrt, erwarten uns mit Würsten, Nudeln und selbstgemachtem Holundersaft. Nach eineinhalb Jahrzehnten haben sich die beiden ehemaligen Kommilitonen und WG-Mitbewohner Mindaugas und Nicole viel zu erzählen, bis wir alle satt und zufrieden in Richtung unseres Quartiers aufbrechen. Dort, in Girdziai, erwarten uns freundliche Zimmer, ein Spielplatz und ein See, aus dem die letzten Chormitglieder erst nach 22 Uhr wieder auftauchen. Gut gelandet!